Elena Vogel über Gewalt gegen Politiker

Alle sind bestürzt, keiner zeigt sich überrascht. Das politische Klima ist mittlerweile so sehr vergiftet, dass Angriffe auf Politiker zum Alltag gehören. Zuletzt am Freitagabend, als der SPD-Politiker Matthias Ecke in Dresden von vier Menschen verprügelt wurde. Er war gerade dabei, Wahlplakate aufzuhängen. Unsere Gesellschaft hat sich so sehr an eine Sprache der Verrohung und des Hasses gewöhnt, dass es nur konsequent erscheint, wenn aus den Worten Taten ­werden.

Es sind die Worte von Propagandisten extremistischer Parteien, die ein Klima der Angst und des Hasses verbreiten. Mittlerweile hört man sie überall: Sie sind in Vereinen aktiv, sitzen in Talkshows und auch in unseren Parlamenten. Sie sind überall dort, wo Argumente ausgetauscht werden und Meinung gemacht wird. Wo sie auftauchen, vergiften sie die Debatte mit antidemokratischen Narrativen. Sie schaffen ein Klima, das Radikale glauben lässt, ihren Aufforderungen Folge leisten und Gewalt anwenden zu müssen.

Aber immer dann, wenn das Argument der Gewalt zum Opfer fällt und Demokraten eingeschüchtert werden, stirbt die Idee der Demokratie ein bisschen mehr. Denn mit jedem Akt der Gewalt wird die Angst davor größer, sich zu engagieren. Irgendwann ist sie so groß, dass man vollends verstummt. Bei den anstehenden Wahlen geht es also längst nicht mehr nur um Programme oder Personen. Vielmehr geht es darum zu entscheiden, wie wir künftig miteinander leben wollen.